Allet außer Schinken

Distel becoming Gröne

Posted in Uncategorized by Tante Grazie on August 31, 2009

Gibt es eigentlich die ZDF-Hitparade mit Uwe Hübner noch? Falls ja, sollten sie mal darüber nachdenken Jochen Distelmeyer einzuladen. Distelmeyer, der in den 90ern noch der nicht besonders schöne Kopf der intellektuellen deutschen Gesangskunstsszene war, geht inzwischen solo ohne die Mannen aus dem Blumfeld einen Schritt weiter in Richtung Westernhagen. Dieser Pfad führte ihn, wie wir auf der ersten Single „Lass uns Liebe sein“ erfahren, über Berg und Tal, doch die dunklen Schatten haben ihn nun verlassen, und endlich kann er sein Glück wieder finden. Überhaupt nicht überraschend ist Jochens Schlüssel zum Glück: ja, DIE LIEBE IST’S ALLEIN!
Oh, but don’t mention love, Jochen. Worüber man nicht singen, kann darüber soll man schweigen. Liebe und Glück sind, wie bekanntermaßen auch Sex, Dinge über die man im Deutschen nicht singen kann, nicht ohne zutiefst in der lyrischen Glibberkiste zu kramen.
Leider schafft es Distelmeyer nicht mal mit irgendwelchen ausgeklügelten Metaphern die unerträgliche Kitschigkeit seines Texts zu destruieren, nein, er lässt Blätter sich wenden, träumt den Traum nochmal, findet Freude für jeden schön und will einfach nur glücklich sein, denn alle Tränen sind geweint. Distelmeyer ist gealtert, gereift und hat befunden, dass alles in sich vollendet sei. An und für sich ist es natürlich schön, dass er nicht mehr zu kämpfen hat und nun Friede und Freude, und wenn wir sein Gesicht betrachten, auch Eierkuchen propagiert. Das Problem ist nur, dass genau mit dieser Zufriedenheit die Textschwäche des Herrn Distelmeyer beginnt. Er stellt sich in den Strom der Zeit – den allseits verhassten Mainstream, der vor allem in der deutschsprachigen Musikszene nur eins bedeuten kann: Schlager.
Das Video zu „Lass uns Liebe sein“ zeigt Distelmeyer denn auch in ZDF-Hitparadenmanier mit Kabelmikrofon und mit wippendem Knie à la Roland Kaiser.
So peinlich berüht man beim Hören und Sehen von „Lass uns Liebe sein“ auch sein muss, wird in der contra-genialen Kooperation von Bild, Text und Musik deutlich, dass es sich hierbei um ein Bekennerschreiben des (es fällt mir schwer, das zu schreiben) Künstlers handelt. In seiner ersten Solo-Single breitet Distelmeyer unter Umständen die gesamte Poetik seines kommenden Werks aus, das er inhaltlich von dem blumfeldschen abgrenzt. Ohne Blumfeld ist er nicht mehr 1000 Tränen tief, sondern will wieder mit uns tanzen und uns lachen sehen. Diese Offenbarungstaktik ist gar nicht so übel, dann weiß man wenigstens, worauf man in Zukunft aus dem Hause Distelmeyer so gefasst sein muss.

Wer sich des Elends selbst Gewahr werden möchte, kann sich das Video auf Distels Seite angucken. Ich empfehle, den Clip nicht schon nach dem ersten Brechreiz auszuschalten, weil er ab etwa 3:30 noch richtig peinlich wird.

Darling, don’t you go and cut your hair. Do you think it’s gonna make him change?

Posted in Uncategorized by Tante Grazie on Juli 20, 2009

Das Sommerloch scheint perfekt. Offensichtlich gibt es nichts zu reden, und nichts zu debattieren. Was macht man da? Man redet über Sport. Oder über Sex. Oder über die Frisur. Oder man macht einen Sport daraus, über Intimfrisuren zu reden. Das kann man dann auch wunderbar auf eine politische Ebene bringen, denn schließlich wissen wir alle, intimrasierte Frauen können keine Feministinnen sein, da sie ihre natürliche Sexualität in Form von krausen Haaren, die gerne mal ausfallen und in sich dann in allen Ecken des Badezimmers verteilen, als ekelhaft empfinden. Oder noch schlimmer: (more…)

J’adoooore la crise.

Posted in Uncategorized by Tante Grazie on Juni 7, 2009

Die Finanzkrise trifft uns alle wirklich hart. Das scheinen uns zumindest alle (sprich: „die Medien“) weismachen zu wollen. Ich persönlich habe von der schlimmsten Krise seit der Vertreibung aus dem Paradies nichts gemerkt: namentlich, weil ich mich in einer sehr dauerhaften Finanzkrise befinde – seit der Vertreibung aus dem Hause meiner Eltern.  Aber das ist ein anderes Thema.

Die Krise wird jedenfalls ordentlich gefeiert und entwickelt sich zum Trend. Obwohl niemand Geld zu haben scheint, läuft z.B.  die Krisen-T-Shirt-Produktion auf Hochtouren. Das ist jedoch nur etwas für Menschen mit Humor. Die echte Fashionista kann über Geldprobleme nicht lachen: wie sollen teure Markenprodukte und Kosmetika noch bezahlt werden? wie kann man ohne Kohle cool und up-to-date sein? (more…)

H&M, C&A &sw

Posted in Uncategorized by Tante Grazie on Juni 2, 2009

H&M hat C&A einiges voraus.

Na gut, das war jetzt keine besonders neue Information. Die vorausseienden Nasenlängen von H&M begründen sich vor allem darauf, dass sie 1.  neue Trend unheimlich schnell kopieren. 2. sie sind Skandinavier (das ist heutzutage einfach immer ein Vorteil), 3. sie hatten nie das Image, Mode für Menschen mit Migrationshintergrund zu produzieren und 4. sie scheinen eine ganz gute Marketingstrategie zu haben.

Nun, auch C&A versucht seit einiger Zeit am eigenen Erscheinungsbild zu rütteln. Es gibt dort auch Leggings und vermutlich auch karierte Hemden, und Haremshosen habe ich dort auf jeden Fall gesehen. Der Versuch durch die plakative Unterstützung von Germany’s Next Topmodel ihre Einnahmen und vor allem die Akzeptanz ihres Geschäfts zu steigern, scheint mir auch eher ein Schuss in den Ofen gewesen zu sein, der zusätzlich noch gewaltig nach hinten losgegangen ist. Ich meine, ja, es ist schon ganz lustig, dass Germany’s viertrangigstes Topmodel Jessica jetzt für Yessica wirbt. Aber seitdem wir alle wissen, wie nervig, prollig und zickig Jessica ist (denn so wurde sie ja im Fernsehen dargestellt), und dass ihr Modestil einfach mal zu wünschen übrig lässt, wollen wir keinen Schritt mehr in ein C&A setzen, das uns mit der breiten Zahnlücke einer undankbaren Vierten begrüßt.

Wer also ist die Zielgruppe von C&A? Bei der Beantwortung der Frage läuft mir ein Grausen über den Rücken. Es sind wohl etwas zurückgebliebene Menschen, die C&A ansprechen möchte. Frauen, die noch aus der Fernsehgeneration kommen. Frauen, die gerne weiß tragen. Frauen, die Dämlichkeit als „Natürlichkeit“ misinterpretieren.

H&M ist da schlauer. Sie zählen zwar auch auf Natürlichkeit der Werbeträger, aber sind wieder den kleinen Schritt voraus. Was nämlich ist das neue Medium, das uns Natürlichkeit und Unvermitteltheit am besten vortäuschen kann?

Nein, nicht mehr das Fernsehen. Nein, keine Reality-Show, sondern…

Genau!

Der Blog!

Sehr gut, setzen!

Und wie großartig, dass sich viele hunderte Menschen auf der ganzen Welt dazu bereit erklärt haben, allen anderen Menschen auf der Welt, zu zeigen, was sie schön finden und was ihre ganz persönlichen Trends sind. Diese Leute heißen Modeblogger und haben gerade Hochkonjunktur.

Da hat sich H&M gedacht, warum nicht mal den Exhibitionismus von anderen Menschen zu eigenen Zwecken ausnutzen. Das geschieht durch jeden Eintrag in einen Modeblog zwar sowieso, aber man kann ja auch noch gönnerhaft tun, was verschenken und damit die Werbetrommel in einen höheren Waschgang schalten. Das Ergebnis gibt’s zu sehen bei allet-ohne-schminke und ich hoffe für die Mädchen, dass sie nicht nur umsonst Werbung machen, sondern auch ein bisschen finanziell abgesahnt haben.